Glossary
Pharmazeutische Entwicklung
beschreibt den Prozess der Entwicklung eines pharmazeutischen Produkts, das einen oder mehrere pharmazeutische Wirkstoffe (API) in einer bestimmten Darreichungsform enthält. Sie umfasst:
- die Auswahl geeigneter Hilfsstoffe
- die Bestimmung der geeigneten Verabreichungswegs/-wege und der Darreichungsform(en)
- die Gestaltung des Herstellungsprozesses, um ein stabiles, sicheres, wirksames und für den Patienten angenehm zu verwendendes Arzneimittel zu erhalten.
Die pharmazeutische Entwicklung beinhaltet:
- die physikalisch-chemische und biologische Charakterisierung des Wirkstoffs
- die Bewertung der möglichen Auswirkung der physikalisch-chemischen Eigenschaften des Wirkstoffs auf die Performance des Endprodukts
- die Auswahl geeigneter Hilfsstoffe, die Festlegung ihrer Konzentrationen und ihr Einfluss auf die Stabilität und Bioverfügbarkeit der endgültigen Formulierung
- die Herstellung der Verträglichkeit des Wirkstoffs mit den Hilfsstoffen und gegebenenfalls mit anderen, in der Formulierung vorhandenen Wirkstoffen
Für die physikalische und chemische Charakterisierung von Wirkstoffen und Hilfsstoffen sind verschiedene Techniken erforderlich, darunter die thermische Analyse und die Rheologie.
Die thermische Analyse ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der physikalischen und chemischen Stabilität, der Verträglichkeit, der PolymorphiePolymorphie ist die Fähigkeit eines festen Materials, verschiedene kristalline Strukturen (Synonym: Formen, Modifikationen) auszubilden.Polymorphie und der Verarbeitungseigenschaften pharmazeutischer Verbindungen. Zu den wichtigsten Methoden der thermischen Analyse gehören die dynamische Differenzkalorimetrie (DSC), die thermogravimetrische Analyse (TG) und die thermomechanische Analyse (TMA), Tabelle 1.
Die Rheologie hilft bei der Entwicklung und Optimierung der Formulierung, Verarbeitung, Stabilität und Verabreichung pharmazeutischer Produkte. Sie liefert Einblicke in die Viskosität, die viskoelastischen Eigenschaften und Textur von Formulierungen (Tabelle 1), die für die Gewährleistung einer konstanten Qualität, Wirksamkeit und Patientenakzeptanz von entscheidender Bedeutung sind.
Die pharmazeutische Entwicklung orientiert sich an den ICH*-Richtlinien, insbesondere an ICH Q8 (R2) (Pharmazeutische Entwicklung), die einen umfassenden Rahmen für den systematischen Ansatz der Arzneimittelentwicklung bieten. Weitere Richtlinien wie ICH Q9 (Quality Risk Management) und ICH Q10 (Pharmaceutical Quality System) ergänzen ICH Q8 (R2). Die erstgenannte Richtlinie enthält Grundsätze und Beispiele für Werkzeuge des Qualitätsrisikomanagements, ICH Q10 definiert ein umfassendes Qualitätssystem für den gesamten Lebenszyklus eines Arzneimittels.
*ICH: Internationaler Rat für Harmonisierung
Tabelle 1: Anwendung von thermischer Analyse und Rheologie in der pharmazeutischen Entwicklung