10.01.2022 von Aileen Sammler

60 Jahre NETZSCH-Gerätebau GmbH

Die NETZSCH-Gerätebau GmbH schreibt 60-jährige Firmengeschichte! Gemeinsam mit Ihnen möchten dieses Jubiläum im Jahre 2022 gebührend feiern. Hierzu werden wir einen Blick hinter die Kulissen werfen: Wir stellen Ihnen monatlich eines unserer Analysegeräte und dessen Entwicklung über die vergangenen Jahrzehnte vor. Den Anfang macht im Januar das Dilatometer, eines der ältesten Geräte unserer Firmengeschichte. Und natürlich gibt es jeden Monat einen tollen Gewinn!

1962 beginnt die Erfolgsgeschichte der NETZSCH-Gerätebau GmbH (NGB) am Standort Selb. Innerhalb der vergangenen 60 Jahre haben wir uns zu einem der führenden Hersteller für Thermische Analyse entwickelt. Wir sind stolz auf all unsere Mitarbeiter*, die mit leidenschaftlichem Engagement und Willenskraft zu diesem Erfolg beigetragen haben. Wir danken unseren Kunden und Partnern für die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. Gemeinsam stehen wir für Qualität, Professionalität, Innovation und Nachhaltigkeit und werden dies auch in den nächsten Jahrzehnten fortschreiben.

Die NETZSCH-Gerätebau GmbH wird seit Jahren erfolgreich von Dr. Thomas Denner und Dr. Jürgen Blumm geleitet. Dr. Thomas Denner erinnert sich noch genau an seinen Beginn in Selb:

Dr. Thomas Denner

„Als ich 2004 bei NETZSCH angefangen habe, sind mir die Mitarbeiter besonders positiv aufgefallen. Einerseits herrschte in den Köpfen ein enormer Erfahrungsschatz – ich durfte noch einige Kollegen der ersten Stunde kennenlernen – und andererseits bestand die große Bereitschaft, immer wieder zu neuen Ufern aufzubrechen. Die Kombination aus Stolz auf das Erreichte und dem Willen zur ständigen Weiterentwicklung liegt auch heute in der Luft. So können wir Ihnen in den kommenden Monaten zu den vielen verschiedenen Geräten immer sowohl Systeme der ersten Stunde der thermischen Materialcharakterisierung als auch den heutigen, führenden Stand der Technik präsentieren. Wir beginnen mit einem Gerät, das bereits vor vielen Jahren in einer Doktorarbeit behandelt und dessen aktueller Stand wiederum im Rahmen einer Dissertation erarbeitet wurde – welche gleich in eine patentierte Technologie geführt hat. Ich freue mich auf die kommenden Monate im Zeichen der 60 Jahre NETZSCH-Gerätebau GmbH.“

Dr. Thomas Denner

Gemeinsam mit Ihnen möchten wir unser Firmenjubiläum im Jahre 2022 gebührend feiern. Hierzu werden wir einen Blick hinter die Kulissen werfen. Wir stellen Ihnen monatlich eines unserer Analysegeräte und dessen Entwicklung über die vergangenen Jahrzehnte vor. Den Anfang macht im Januar das Dilatometer, eines der ältesten Geräte unserer Firmengeschichte. Und natürlich gibt es jeden Monat einen tollen Gewinn! Bleiben Sie auf dem Laufenden und freuen Sie sich auf spannende, beispielhafte, kuriose und lustige Geschichten aus 60 Jahren NETZSCH-Gerätebau:

http://www.NETZSCH.com/60-jahre-NGB 

Ein Blick in die Historie

Bereits in den 50er Jahren wurden unter Führung der Gebrüder NETZSCH komplette Taktstraßen zur Porzellan- oder Keramikproduktherstellung gefertigt.

Im Zuge der Lieferung ganzer Fabrikationseinrichtungen für die feinkeramische Industrie wurden Kundenwünsche laut, auch die zugehörigen Prüf- bzw. Laborgeräte erwerben zu können. So fiel der Entschluss, spezielle Apparaturen für die Einrichtung keramischer Labors selbst zu entwickeln und herzustellen. Die Entwicklung solcher Geräte betrieb man zunächst im kleinen Rahmen: Ideen wurden in der Lehrwerkstatt der damaligen Maschinenfabrik Gebr. NETZSCH in Versuchsapparaturen umgesetzt. Um die Aktivitäten rund um Entwicklung, Produktion und Vertrieb der Abteilung „Prüfgeräte“ zu intensivieren, wurde am 27.06.1962 die Firma NETZSCH-Gerätebau GmbH mit Sitz in Selb gegründet.

Es erfolgte eine der ersten Laborgeräte-Entwicklungen für die Porzellanindustrie: Die Abstimmung der Ausdehnungskoeffizienten von Keramikscherben und Glasur aufeinander sollte mit einem Ausdehnungsmessgerät erleichtert werden. Hierzu wurde das Dilatometer entwickelt.

Sehen Sie hier einen Auszug der NETZSCH-Mitarbeiterzeitung aus dem Jahre 1969 mit Beiträgen zur Entstehung der NETZSCH-Gerätebau GmbH:

Das DILATOMETER – früher und heute

Die Entwicklung unseres Dilatometers (kurz: DIL) geht also zurück in die Porzellanindustrie und damit zu den Wurzeln unserer Geburtsstätte in Selb, Oberfranken. Ziel war es, mit Einsatz des Dilatometers genaue Kenntnis zur möglichen Ausdehnung von Porzellangeschirr während des Brennprozesses zu erlangen, um Risse und Brüche zu vermeiden und die genaue Größe des Endproduktes bestimmen zu können.
Dilatometrie ist heute die Methode der Wahl zur Untersuchung von Längenänderungen von Keramiken, Gläsern, Metallen, Verbundwerkstoffen und Polymeren, aber auch anderer Konstruktionswerkstoffe. Sie wird genutzt, um Informationen über das thermische Verhalten und über Prozessparameter oder die Sinter- und Vernetzungskinetik zu erhalten. Zum Einsatz kommen Dilatometer in der Qualitätssicherung, bei der Produktentwicklung und in der Grundlagenforschung.

Eines der ersten Dilatometer aus den 60er Jahren, damals im Einsatz bei Rosenthal, heute im Porzellanikon Museum Selb

Das erste Dilatometer kam in Selb zum Einsatz!

Selb – Weltstadt des Porzellans. Namen wie Rosenthal, Hutschenreuther oder Villeroy & Boch sind international bekannt und eng mit der kleinen Stadt in Oberfranken verwoben. Über 60 Jahre ist es nun her, dass Philipp Rosenthal, damals Inhaber des Porzellanwerkes, bei Erich NETZSCH anrief. „Die Henkel unserer Tassen brechen nach dem Brennprozess ab. Wir brauchen etwas, um das Ausdehnungsverhalten unseres Porzellans zu bestimmen, um den Produktionsprozess zu optimieren.“, so ähnlich könnte das damalige Gespräch begonnen haben. Das war die Geburt des Dilatometers! Übrigens: Das erste Messgerät wurde nach fast 30 Jahren in Betrieb bei Rosenthal im Jahr 1996 an das Selber Porzellanikon übergeben, in dessen Museum man es heute noch bestaunen kann.

Vom xy-Schreiber-Ausdruck zur digitalen Auswertung in Proteus®

Stefan Thumser begann seine Ausbildung zum Elektromechaniker und Energiegeräteelektroniker im Jahr 1984. Als Urgestein in unserer Abteilung Kundenservice kümmert er sich um Inbetriebnahmen, Fehlerbehebung und Grundlagenschulungen unserer Geräte und bringt nunmehr 38 Jahre Erfahrung und Know-how mit. Er hat die Entwicklung des Dilatometers über Jahrzehnte hinweg aktiv begleitet und berichtet uns heute über dessen Fortschritt.

Stefan Thumser (3. von links vorne) mit seinen Kollegen der Abteilung Service (Jahr 1997)

„Die Bedienung des DIL war früher richtige Handarbeit! Neben dem Einlegen der Probe mussten viele Einstellungen manuell gewählt werden. Das dauerte schon mal eine Stunde“, erinnert Stefan Thumser. „Darüber muss man sich heutzutage keine Gedanken mehr machen. Da wird die Probe einfach eingelegt und die Messung via Softwaresteuerung gestartet“, führt er weiter aus.

Ein weiter entwickeltes Dilatometer aus dem Jahre 1979 für Porzellanhersteller Rosenthal. Dieses DIL können Sie heute noch im Rosenthal Outlet Center in Selb begutachten.

„Der gravierendste Unterschied in der Entwicklung des Dilatometers ist die Messauswertung. Diese erfolgte früher analog über ein Schreibergerät, z. B. über einen 2-Kanal Schreiber, XY-Schreiber oder einen sogenannten KBK-6 Farben Punkt-Drucker. Die ermittelten Messdaten konnten nicht 1:1 als Messergebnis übernommen werden, da die Eigendehnung des Probenhalters und des Fühlstempels als Fehler in die Aufzeichnung eingingen. Die händische Korrektur dieser Messwerte war mühevolle, oft stundenlange Kleinarbeit. Heute funktioniert das per Mausklick bzw. über die Proteus®® Software. Innerhalb von Sekunden nach Messende erscheint die fertige Messkurve inklusive automatischer Korrekturen am Computer. Auch die Vorbereitung der Messung, u.a. die Einstellung von Messbereich und Startposition, aber auch die Einstellung der Gase über die Mass Flow Controller erfolgt heute ganz einfach per Tastendruck.“

Schon damals standen Qualität, Innovation und Kundenzufriedenheit an oberster Stelle bei NETZSCH-Gerätebau. So wurde das Dilatometer über die Jahre kontinuierlich verbessert. „Mit der Entwicklung der neuen Gerätereihe DIL 402 Expedis® im Jahr 2015 bestand nun außerdem die Möglichkeit, zwei Öfen auf einem Gerät zu montieren und damit noch schneller und flexibler arbeiten zu können“, berichtet Stefan Thumser weiter.

Früherer KBK-Drucker (6-Farben Mehrkanaldrucker) für manuelle Messauswertung