Customer SUCCESS STORY
Reifen ist nicht gleich Reifen!
Wie Premium-Reifenhersteller Continental die Dynamisch-Mechanischen Analysatoren (DMA) der NETZSCH-Gerätebau GmbH zur Reifenprüfung nutzt
Ein Interview mit Thomas Pietag, Abteilung Test Method Development / Material Testing bei der Continental Reifen Deutschland GmbH
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Reifentypen. Winterreifen beispielsweise müssen auch bei Kälte elastisch bleiben und bestehen daher aus einer relativ weichen Kautschukmischung. Sommerreifen müssen auch bei extremer Hitze Fahr- und Bremsstabilität gewährleisten und besitzen deshalb eine vergleichsweise harte Gummimischung. Die Elastizität und das Dämpfungsverhalten der Kautschukmischung sind wichtige praxisrelevante Materialeigenschaften, die ausschlaggebend für die Qualität des gesamten Reifens sind und damit die Sicherheit im Fahrbetrieb bestimmen.
Continental ist einer der führenden Hersteller von PKW- und Leicht-LKW-Reifen in Europa. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hannover arbeitet täglich daran, dass die Reifen auf unseren Autos eine hervorragende Bremsleistung, hohe Sicherheit und pures Fahrvergnügen bieten. Denn bevor eine Continental Reifen-Innovation in Produktion geht, wird zunächst intensiv getestet. Etablierte und neueste Reifentest-Methoden kommen hier zum Einsatz – gleich, ob durch Winterreifen-, Sommerreifen- oder Ganzjahresreifentests. Continental nutzt fortschrittliche Messtechnologien, um gereifte und optimierte Produkte auf den Markt bringen zu können.
Quelle: So laufen Reifentests bei Continental ab (continental-reifen.de)
Was das heißt? Nicht nur Testfahrer dürfen die Gummis direkt auf der Straße auf Herz und Nieren prüfen. Die Bestimmung der perfekten Kautschukmischung passiert bereits viel früher, nämlich in den Forschungs- und Testlaboren. Hier kommt die dynamisch-mechanische Analyse (DMA) von NETZSCH-Gerätebau zum Einsatz.
NETZSCH DMAs im Einsatz bei Continental
Bereits im Oktober 1985 erwarb „Conti“ den ersten dynamisch-mechanischen Analysator (DMA), damalig noch GABO Eplexor® benannt. Die Zusammenarbeit beider Unternehmen intensivierte sich, mehr als ein Dutzend Automaten wurden über die Jahre geliefert. Heute hat Continental einen umfangreichen „Fuhrpark“ an DMA-Geräten im Einsatz, die in der Regel voll automatisiert 24 Stunden an 7 Tage pro Woche laufen.
Thomas Pietag startete seine Karriere bei Continental im September 1983. Er ist heute in der Abteilung Test Method Development im Bereich Material Testing beschäftigt und arbeitet nunmehr seit über 35 Jahren mit unseren NETZSCH GABO- Prüfanlagen.
Am Anfang kamen ausschließlich manuell betriebene Prüfanlagen zum Einsatz. Nachdem GABO Qualimeter, heute ein Teil der NETZSCH-Gerätebau GmbH in Selb, die weltweit ersten Automaten für DMA-Anlagen entwickelte und am Markt etablierte, wurde zeitnah auch bei Continental in diese neue Technik investiert:
„Bis in die 2000er haben wir nahezu alle zwei Jahre eine neue DMA erworben. Die Firma GABO in Ahlden, heute zu NETZSCH gehörig, ist ein zuverlässiger Partner, dessen Servicekompetenz, Produktqualität und räumliche Nähe wir sehr schätzen. Einer unserer Oldtimer, ein Eplexor® aus dem Jahre 1994, läuft noch heute zuverlässig und wie die meisten DMAs rund um die Uhr.
Alle NETZSCH GABO EPLEXOREN nutzen wir für die Mischungsentwicklung und -prüfung. Dies ist von großer Wichtigkeit, um die unterschiedlichen Eigenschaften verschiedenster Reifenmischungen charakterisieren zu können.“
Die DMAs sind an verschiedenen Standorten der Continental, u.a. am Hauptstandort in Hannover und in der Slowakei stationiert. Mehrere zehntausend Messungen und Sonderprüfungen werden pro Jahr mit den Prüfgeräten getätigt. Neben Zug- und Kompressionsprüfungen und der Messung von Standards wie Temperatur-, Frequenz- und Dehnungssweep, um beispielsweise das Nassrutschverhalten einer Mischung vorherzusagen, probiert Thomas Pietag sehr gern aus. „Die spannendsten Tests sind die experimentellen. Ich teste viel aus und schaue, was die DMA noch alles kann und wie dies später in die eigentliche Mischungs- oder Reifenprüfung integriert werden kann. Dies bringt uns bei der Forschung und Entwicklung einen großen Mehrwert und Vorsprung, indem wir beispielsweise neue, noch bessere Kautschukmischungen auf den Markt bringen und patentieren lassen können. In welche Bereiche wir hier genau schauen, darf ich jedoch nicht verraten...“, schmunzelt Thomas Pietag.
„Die Zusammenarbeit beider Unternehmen ist über 35 Jahre bis heute stetig gewachsen. Im Durchschnitt laufen die Automaten zuverlässig rund 20 Jahre im 24-Stundenbetrieb. Die Anschaffung eines weiteren Geräts ist bereits in Planung.“, verrät uns Thomas Pietag, der alle NETZSCH GABO DMAs „im Schlaf“ bedienen kann.
Reifen für die Zukunft: Kautschuk aus Löwenzahn
Auch Continental hat sich in Sachen Nachhaltigkeit ambitionierte Ziele gesetzt: Spätestens 2050 sollen alle Reifen zu 100 Prozent aus nachhaltigen Materialien bestehen. Öffentlich bekannt ist inzwischen der „Reifen aus der Pusteblume“. Dazu arbeitet Continental mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie (IME) zusammen. Das Ziel: Der Einsatz von Naturkautschuk aus der Wurzel des Löwenzahns als wirtschaftlich nutzbarer Ersatz des Naturkautschuks aus dem Regenwald.
Wer weiß, vielleicht kann NETZSCH mit seinen Analysegeräten auch zum Gelingen dieses Ziels beitragen. :-)
Herr Pietag, wir danken Ihnen vielmals für Ihren Einblick in die Mischungsprüfung bei Continental und freuen uns auf eine weiterhin partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Quellen:
Go Green: Nachhaltige Reifenentwicklung | Continental (continental-reifen.de)
Beschaffung von Naturkautschuk - nachhaltig und verantwortungsbewusst | Continental Reifen (continental-reifen.de)
