Temperaturmodulierte DSC-Messungen mit schnellen Heizraten

Einleitung

Modulierte DSC-Messungen dienen zur Auftrennung sich überlagernder Effekte. Die Probe wird nicht nur einer linearen Heizrate, sondern auch sinusförmigen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Diese Methode führt zur Trennung sogenannter reversierender und nicht-reversierender Anteile des Wärmeflusses. Die reversierenden Effekte sind von der Temperatur abhängig und oszillieren mit den Temperaturschwankungen. Die nicht-reversierenden Prozesse sind abhängig von der Zeit und werden als Differenz zwischen dem gesamten und dem reversierenden Wärmestrom berechnet. 

Eine modulierte Messung beinhaltet drei vom Anwender auszuwählende Parameter: 

  • lineare Heizrate (in K/min), die unter dem sinusförmigen Temperaturprogramm liegt
  • Amplitude (in K) 
  • Oszillationsperiode (in s)

Diese sind die Voraussetzungen für eine gute Auftrennung der reversierenden und nicht-reversierenden Prozesse. Da in Wärmefluss-DSCs der Ofen schnellen Heizraten mit kurzer Oszillation in der Regel nicht folgen kann, werden modulierte Messungen mit Heizraten von weniger oder gleich 5 K/min durchgeführt.

Temperaturmodulation mit hohen Heizraten

Die Wärmefluss-DSC 300 Caliris®, ausgestattet mit einem P-Modul, besitzt einen Ofen mit sehr geringer thermischer Masse. Somit können selbst bei Heizraten von 0 K/min kurze Perioden und hohe Amplituden realisiert werden, welche für entsprechend gute TM-DSC-Messungen notwendig sind. Dies führt zu schnelleren Messungen und genauen Ergebnissen. 

Im Folgenden wird eine temperaturmodulierte DSC-Messung an einer Polystyrol-Probe durchgeführt. Tabelle 1 fasst die Messbedingungen zusammen.

Tabelle 1: Messbedingungen

GerätDSC 300 Caliris® mit P-Modul
TiegelConcavus® (Aluminiumtiegel mit gelochtem Deckel)
Probeneinwaage5,25 mg
Temperaturbereich-20 °C bis 150 °C
Heizrate10 K/min
Periode20 s
Amplitude1 K

Messergebnisse

Der gesamte gemessene Wärmefluss (der einer herkömmlichen DSC-Kurve entspricht) ist in Abbildung 1 dargestellt. Die bei 84,5 °C detektierte endotherme Stufe (Midpoint) ist auf den Glasübergang des Polystyrols zurückzuführen. Sie wird von einem Relaxationspeak bei 89,7 °C überlagert, verursacht durch die Freisetzung mechanischer Spannungen innerhalb der Proben. Die beiden Effekte können nur ausgewertet werden, wenn sie voneinander getrennt vorliegen. Dies wird durch Anwendung der Temperaturmodulation realisiert.

1) Gesamtes Wärmefluss-DSC-Signal

Abbildung 2 zeigt, dass die Temperatur während der Modulation perfekt geregelt wird: Sowohl die zugrundeliegende Heizrate von 10 K/min als auch die Amplitude von 1 K können selbst bei einer Periode von 20 s problemlos eingehalten werden.

2) Roh- (gestrichelte Linien) und Durchschnittssignale (durchgezogene Linien) von Temperatur und DSC während der modulierten Messung

Die Auftrennung des gesamten Wärmeflusses in reversierende und nicht-reversierende Signale ist in Abbildung 3 dargestellt. Der Glasübergang tritt in dem reversierenden Anteil des Wärmestroms auf, während der irreversible Relaxationspeak ein typischer nicht-reversierender Effekt ist. Beide Effekte liegen jetzt getrennt vor: Der Glasübergang wurde bei 89,1 °C (Mittelwert) und der Relaxationspeak bei 88,6 °C (Peaktemperatur) mit einer Enthalpie von 2,3 J/g bestimmt.

3) Auftrennung des gesamten Wärmeflusses in reversierende und nicht-reversierende Signale

Fazit

Dank der Modulation mit höheren Heizrate als üblich kann der Glasübergang des Polystyrols schnell und genau auswertetet werden. Die DSC 300 Caliris®, ausgestattet mit dem P-Modul, vereint die Robustheit einer Wärmefluss-DSC und die Vorteile eines schnellen, gut regelbaren Ofens, mit dem sich sogar temperaturmodulierte DSC-Messungen mit hohen Heizraten realisieren lassen.