Der patentierte H2Secure
-Heizer zur Variation des Ф-Faktors während der Untersuchung eines „Thermal Runaway“
Accelerating Rate Calorimetry (Accelerating Rate Calorimetry (ARC)Die Methode, die isotherme und adiabatische Testverfahren beschreibt, wird zur Detektion thermisch induzierter Zersetzungsreaktionen eingesetzt. Das Standardverfahren ist Heat-Wait-Search (HWS.ARC®) ist eine Methode zur Untersuchung von Worst-Case-SzenarienIm Zusammenhang mit einem chemischen Reaktor ist ein Worst-Case-Szenario die Situation, in der die durch die Reaktion verursachte Temperatur und/oder Druckerzeugung außer Kontrolle gerät.Worst-Case-Szenarien und des thermischen Durchgehens (thermal runaway). Im Gegensatz zu anderen kalorischen Techniken wie Reaktionskalorimetrie, Verbrennungskalorimetrie oder dynamische Differenz-Kalorimetrie (engl. Differential Scanning Calorimetry, DSC) erlauben Geräte vom Typ Accelerating Rate Calorimetry (ARC)Die Methode, die isotherme und adiabatische Testverfahren beschreibt, wird zur Detektion thermisch induzierter Zersetzungsreaktionen eingesetzt. Das Standardverfahren ist Heat-Wait-Search (HWS.ARC® eine weitgehend adiabatische Probenumgebung. Adiabatizität ist unerlässlich, um schlimmst mögliche Reaktionsverläufe beobachten zu können. Zersetzungsreaktionen, die in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse sind, erzeugen Wärme und Druck, da die Reaktionen typischerweise stark ExothermEin Phasenübergang oder eine Reaktion ist exotherm, wenn von der Probe Wärme freigesetzt wirdexotherm sind und Zersetzungsgase bilden. Die adiabatische Probenumgebung innerhalb eines Kalorimeters vom Typ ARC® wird über eine Anordnung von Heizern, die den Probenraum umgeben, und eine intelligente Temperaturführung realisiert. Ein Ziel ist die Bestimmung der Temperatur, bei der die Eigenzersetzung einer Probe oder eines Probengemisches einsetzt. Ein weiteres Ziel ist es, einen Wärmeaustausch zwischen Probe und Umgebung zu vermeiden, sobald die exotherme ZersetzungsreaktionEine Zersetzungsreaktion ist eine thermisch induzierte Reaktion einer chemischen Substanz, die fest und/oder gasförmige Zersetzungsprodukte bildet.Zersetzungsreaktion beginnt. Übersteigt die Eigenerwärmungsrate einen gewissen Schwellenwert (der typischerweise im Bereich von 0,02 K/min liegt), folgen alle die Probe umgebenden Heizer der Probentemperatur. Ohne Wärmeaustausch wird keine Wärme an die Umgebung abgeführt, die gesamte Reaktionswärme bleibt in der Probe und erhöht somit die Probentemperatur. Je höher die Probentemperatur steigt, desto schneller verläuft die Reaktion. Mit Hilfe eines solchen Experiments können nicht nur die Anfangstemperatur der ZersetzungsreaktionEine Zersetzungsreaktion ist eine thermisch induzierte Reaktion einer chemischen Substanz, die fest und/oder gasförmige Zersetzungsprodukte bildet.Zersetzungsreaktion unter quasi-isothermen Bedingungen, sondern auch der maximale Temperaturanstieg und der maximale Druckanstieg unter weitgehend adiabatischen Bedingungen bestimmt werden.
Der PHI-Faktor (φ) oder „Thermal Inertia“
Aus den beiden gemessenen Signalen, der Temperatur und dem Druck, lassen sich die maximalen Geschwindigkeiten für die Erhöhung von Temperatur und Druck berechnen. Zusätzlich sind Vorhersagen über die Temperatur möglich, bei der mindestens 24 Stunden verstreichen, bis die maximale Reaktionsgeschwindigkeit erreicht wird (time to maximum rate, TMR24h).
Ein wesentlicher Parameter für das Testszenario ist der so genannte PHI-Faktor (φ). Er gibt das Verhältnis von Masse und spezifischer Wärme der Probe im Vergleich zum Probenbehälter an, wobei ΔTad der Temperaturanstieg unter adiabatischen Bedingungen, ΔTobs der beobachtete Temperaturanstieg unter gegebenen Bedingungen, m die Masse, Spezifische Wärmekapazität (cp)Die spezifische Wärmekapazität oder Wärmekapazität ist eine messbare physikalische Größe, die dem Verhältnis der einem Objekt zugeführten Wärme zur resultierenden Temperaturänderung entspricht.cp die Spezifische Wärmekapazität (cp)Die spezifische Wärmekapazität oder Wärmekapazität ist eine messbare physikalische Größe, die dem Verhältnis der einem Objekt zugeführten Wärme zur resultierenden Temperaturänderung entspricht.spezifische Wärmekapazität, s die Probe und v der Behälter sind [1].
Der φ-Faktor, auch als Thermische TrägheitDie thermische Trägheit entspricht dem PHI-Faktor. Beide beschreiben das Verhältnis von Masse und spezifischer Wärmekapazität einer Probe oder Probenmischung im Vergleich zu der des Probenbehälters. Je näher der PHI-Faktor bei 1 liegt, desto geringer ist der Einfluss des Probenbehälters und umso repräsentativer ist das Ergebnis für die Probe selbst.thermische Trägheit bekannt, kommt dem ideal adiabatischen Zustand näher, je mehr er sich an 1 annähert. Das wiederum bedeutet, dass die Messergebnisse im Idealfall durch die Probe und nicht durch den Einfluss des Probenbehälters bestimmt werden. Andererseits gibt es Limitierungen hinsichtlich der verfügbaren Probenmenge und des maximal möglichen Behältervolumens. Um aufzuzeigen, wie diese Parameter den φ-Faktor beeinflussen, zeigt Tabelle 1 eine Zusammenfassung der φ-Faktoren, die für die beiden Proben (organische Peroxide und Wasserstoffperoxid), für die zwei Behältermaterialien (Edelstahl und Titan®) und für eine realistische Auswahl an Probenmassen berechnet wurden.
Tabelle 1: Für unterschiedliche Messbedingungen berechnete Ф-Faktoren
Masse Wasserstoffperoxid / g | 0,25 | 0,50 | 1,0 | 2,0 | 5,0 | 8,0 |
Ф für 10,0 g-Titanbehälter | 7,41 | 4,20 | 2,60 | 1,80 | 1,32 | 1,20 |
Masse organisches Peroxid / g | 0,25 | 0,50 | 1,0 | 1,5 | 5,0 | 8,0 |
Ф für 7,0 g-Edelstahlbehälter | 9,86 | 5,43 | 3,21 | 1,5 | - | - |
Masse Wasserstoffperoxid / g | 0,25 | 0,50 | 1,0 | 2,0 | 5,0 | 8,0 |
Ф für 7,0 g-Edelstahlbehälter | 5,92 | 3,46 | 2,23 | 1,82 | - | - |
Der bereits erwähnte Zusammenhang von Probenmasse und berechnetem φ-Faktor ist zusätzlich in Abbildung 1 dargestellt. Da die Spezifische Wärmekapazität (cp)Die spezifische Wärmekapazität oder Wärmekapazität ist eine messbare physikalische Größe, die dem Verhältnis der einem Objekt zugeführten Wärme zur resultierenden Temperaturänderung entspricht.spezifische Wärmekapazität der zu untersuchenden Probe ebenso wie die spezifische Wärmekapazität des Behältermaterials gegeben sind, ist der einzige zur Verfügung stehende Parameter für die Änderung des φ-Faktors die Probenmasse.
Einerseits würde eine Erhöhung der Probenmasse den φ-Faktor dem Wert 1 annähern, andererseits ist jedoch das maximale Behältervolumen limitiert und die maximalen Bereiche für die Messgrößen vorgegeben. Es ist zwingend erforderlich, den Druckbereich, den Temperaturbereich sowie die maximale Trackingrate des verwendeten Kalorimeters vom Typ ARC® zu berücksichtigen, um keinen der vorgenannten Werte zu überschreiten, da sonst die erhaltenen Daten nicht aussagekräftig sind. Aus Abbildung 1 ist ersichtlich, dass der Edelstahl-Behälter (Abbildung 3) aufgrund seines Gesamtvolumens von 2,6 ml auf eine Probenmasse von weniger als 2,0 g beschränkt ist. Da die Probenbehälter in der Regel nicht mehr als bis zur Hälfte befüllt werden, liegt der erwartete φ-Faktor zwischen 2 und 4, je nach spezifischer Wärmekapazität der Probe. Lediglich mit 1,5 mg Wasserstoffperoxid, das eine relativ hohe spezifische Wärmekapazität aufweist, kann ein φ-Faktor besser als 2 erreicht werden. Selbst bei Verwendung eines Titanbehälters mit einem Volumen von 8,6 ml sind Probenmassen von über 3,0 g und φ-Faktoren im Bereich von 1,5 nur schwer zu realisieren.
Alle Proben mit thermischem Gefährdungspotenzial weisen auch ein erhöhtes Risiko hinsichtlich der Handhabung in einer Laborumgebung auf. Aus Sicherheitsgründen ist es natürlich vorteilhafter, risikoreiche Proben in geringen Mengen zu verwenden. Unter Berücksichtigung der vorgenannten Einschränkungen wird ein Dilemma deutlich. Je geringer der φ-Faktor, desto aussagekräftiger sollten die Ergebnisse sein. Dies würde jedoch größere Probenmengen voraussetzen. Verringert man aus Sicherheitsgründen die Probenmasse, erhöht sich wiederum der φ-Faktor. Eine Lösung für diese Problematik stellt der patentierte H2Secure
Das Multi-Modul-Kalorimeter (MMC 274 Nexus®)
Das Multi-Modul Kalorimetrie (MMC)Das Multi-Modul-Kalorimeter (MMC) besteht aus einer Basiseinheit und austauschbaren Modulen. Ein Modul ist für Accelerating Rate Calorimetry (ARC) vorbereitet, ein zweites wird für Scanning-Tests (Scanning Modul) herangezogen und ein drittes ist auf die Batterieprüfung von Knopfzellen (Knopfzellen-Modul) ausgelegt.MMC 274 Nexus® Multi-Modul-Kalorimeter (Abbildung 4) bietet drei unterschiedliche Messmodule [2]. Das Knopfzellen-ModulDas Kalorimetermodul eines Mult-Modul-Kalorimeters (MMC), das Scanning- und isotherme Tests kompletter Knopfzellen unterschiedlicher Größe erlaubt. Das DSC-ähnliche Zwillingsdesign liefert die Wärmetönung während eines Aufheizprogramms der beim Laden und Entladen von Akkus.Knopfzellen-Modul ist auf die Untersuchung von Batterien spezialisiert und das Scanning-Modul [3, 4] kann für die Auswertung kalorischer Daten aus einer Aufheizung mit konstanter Aufheizrate oder konstanter Leistung eingesetzt werden. Das ARC®-Modul (Abbildung 5) wird zur Untersuchung thermisch induzierter Zersetzungsreaktionen eingesetzt und wurde für die in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse verwendet.
Testsubstanz: Wasserstoffperoxidlösung
Wasserstoffperoxid (H2O2) zerfällt thermisch in Wasser und Sauerstoff. Diese Zersetzungsreaktion lässt sich thermisch initiieren und ist stark ExothermEin Phasenübergang oder eine Reaktion ist exotherm, wenn von der Probe Wärme freigesetzt wirdexotherm. Deshalb wird Wasserstoffperoxid in der Regel als wässrige Lösung von bis zu maximal 35 % verwendet. Für thermische Sicherheitsstudien ist es eine ideale Substanz, da sie während der Zersetzung lediglich Wasser und Sauerstoff bildet, was die leichte Reinigung und Wiederverwendung der Probenbehälter ermöglicht.
Das ARC®-Modul mit H2Secure
Abbildung 5 zeigt den Aufbau des ARC®-Moduls des MMC. Der Probenbehälter wird innerhalb des Kalorimeterraums platziert und die Probentemperatur wird über ein Thermoelement detektiert, welches direkt an der Außenwand des Probenbehälters befestigt ist. Der Behälter selbst ist über eine Durchführung mit einem Manometer verbunden. Genau in der Mitte dieses Aufbaus wird der interne Heizer, genannt H2Secure
Dieser patentierte H2Secure H2Secure H2Secure H2Secure
Wurde beim Screening-Test ein thermisches Gefährdungspontial mittels Eigenerwärmung und Druckaufbau festgestellt (Abbildung 6), ist es zwingend erforderlich, weitergehende Untersuchungen zum „Thermal Runaway“ durchzuführen. Die Ergebnisse für einen solchen Heat-Wait-Search (HWS)HWS ist die Bezeichnung für eine Sequenz, die die Probe auf eine bestimmte Temperatur aufheizt (Heat), eine thermische Stabilisierung des Systems ermöglicht (Wait) und schließlich erkennt (Search), ob ein Anstieg der Probentemperatur festgestellt wird, der durch eine exotherme Zersetzungsreaktion der Probe verursacht wird.Heat-Wait-Search (Heat-Wait-Search (HWS)HWS ist die Bezeichnung für eine Sequenz, die die Probe auf eine bestimmte Temperatur aufheizt (Heat), eine thermische Stabilisierung des Systems ermöglicht (Wait) und schließlich erkennt (Search), ob ein Anstieg der Probentemperatur festgestellt wird, der durch eine exotherme Zersetzungsreaktion der Probe verursacht wird.HWS)-Test sind in Abbildung 7 dargestellt. Darin werden die Unterschiede zwischen den kompensierten (rote Kurve) und den nicht kompensierten Messergebnissen (schwarze Kurve) verglichen. Die dazugehörigen Messbedingungen sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
Im Gegensatz zum Scanning-Test detektiert der entsprechende Heat-Wait-Search (HWS)HWS ist die Bezeichnung für eine Sequenz, die die Probe auf eine bestimmte Temperatur aufheizt (Heat), eine thermische Stabilisierung des Systems ermöglicht (Wait) und schließlich erkennt (Search), ob ein Anstieg der Probentemperatur festgestellt wird, der durch eine exotherme Zersetzungsreaktion der Probe verursacht wird.Heat-Wait-Search-Test an Wasserstoffperoxid die Eigenerwärmung bereits bei 90 °C (Abbildung 7, schwarze Kurve). Die maximale Eigenerwärmungsrate wurde mit 0,08 K/min zusammen mit einem Temperaturanstieg von 26,8 K (ΔTobs) ermittelt. Der beobachtete Temperaturanstieg wird durch Subtraktion der Onsettemperatur (Tstart, Beginn des exothermen Vorgangs) von der Endtemperatur des exothermen Vorgangs (Tfinal) ausgewertet [1].
Die oben diskutierten Messergebnisse wurden ohne Verwendung von H2Secure H2Secure H2Secure
Steht H2Secure
Der Wert “ΔTideal” entspricht dem ΔTad und wird bei der Datenauswertung in der NETZSCH-Proteus®- Software gemäß Gleichung 3 berechnet. Das nicht kompensierte Ergebnis (schwarze Kurve in Abbildung 7) zeigt für “ΔTobs” 26,8 K und einen φ-Faktor von 2,557. Die Annahme eines Messergebnisses unter idealen Bedingungen (φ = 1) ergibt für “ΔTideal” 68,6 K. Diese Annahme gemäß Gleichung 3 liegt nahe am Messergebnis von 64.8 K, das mittels H2Secure
Tabelle 2: Messbedingungen für Scanning- (Abbildung 6) und Heat-Wait-Seach-Tests (Abbildung 7)
MMC 274 Nexus® | |||
---|---|---|---|
MMC-Modul | Scanning | ARC® | |
ARC® ohne Kompensation | ARC® mit Kompensation | ||
Behältermaterial | Edelstahl | Edelstahl | Edelstahl |
Behältertyp | geschlossen | geschlossen | geschlossen |
Behältermasse | 717,00 mg | 7119,74 mg | 7119,66 mg |
Aufheizung | konstante Leistung (250 mW) | HWS | |
Atmosphäre | Luft | Luft | Luft |
Spülgasrate | Statisch | Statisch | Statisch |
Temperaturbereich | RT ... 250°C | RT ... 250°C | RT ... 250°C |
Probenmasse | 512,35 mg | 749,79 mg | 749,46 mg |
Ф-Faktor | 4,15 | 3,14 | 3,14 |
Ф-Faktor (komp.) | 3,14 | 1,00 |
Ein weiterer Vorteil des H2Secure H2Secure
Zusammenfassung
Das Testszenario zur Untersuchung der Zersetzungsreaktion von Wasserstoffperoxid (H2O2) zeigt deutlich die Vorteile der Verwendung des zusätzlichen Heizers in Geräten der Accelerating Rate Calorimetry (ARC®). Der patentierte H2Secure